Workshops Block I: Freitag, 14:30 bis 16:00 Uhr
Raum 1: RA Barbara Wüsten
Workshop: Opferentschädigungsgesetz: Hilfe für Viele
Die Leistungen des Opferentschädigungsgesetzes (OEG) in Verbindung mit dem Bundesversorgungsgesetz (BVG) geben viel mehr als Entschädigung: sie geben eine soziale Sicherung.
Oder anders ausgedrückt: Im Fokus steht nicht die einmalige Entschädigung, sondern die Fürsorge, ein Kümmern um die Geschädigten, solange gesundheitliche Belastungen zu bewältigen sind.
Die Durchsetzung der Ansprüche stößt aber nicht all zu selten auf Schwierigkeiten:
Geschädigte müssen das Vorliegen der Tatbestandsvoraussetzungen des § 1 OEG nachweisen. Dies ist in Fällen des unbekannten Täters häufig schwierig. Noch größere Beweisprobleme ergeben sich, wenn Opfer, die in ihrer Kindheit und Jugend Opfer von Sexualdelikten geworden sind, keine Anzeige erstattet haben und jetzt Leistungen nach dem OEG beantragen.
Andererseits geben gesetzliche Regelungen und gerichtliche Entscheidungen Ansatzpunkte und Hilfestellungen, um auch bei schwierigen Beweislagen Leistungen durchsetzen zu können.
Raum 2: Prof. Dr. Luise Reddemann
Workshop: PITT für Einsteiger
Die Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie hat sich seit über 20 Jahren mehr und mehr klinisch bewährt und weiterentwickelt. Im Workshop wird ein Überblick über den gegenwärtigen Stand dieses therapeutischen Ansatzes gegeben und die für die Arbeit mit dissoziativen PatientInnen erforderlichen Modifikationen erläutert:
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Die Umsetzung des 3-Phasenmodells unter Nutzung der Imagination als Ressource.
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Die Bedeutung der therapeutischen Beziehung und das Prinzip „Nachbeelterung“.
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Behutsame Konfrontation und Trost als wichtiger Faktor der Heilung.
Raum 3: Dipl. Psych. Michaela Huber
Workshop: Extreme Gewalt – extreme Dissoziation
TherapeutInnen sind verblüfft, wenn sie feststellen, dass ihre rituell misshandelten KlientInnen innerlich systematisch und „organisiert aufgeteilt“ sind. Das ist noch einmal anders, als es bei den Menschen vorkommt, die sich spontan dissoziativ aufgespalten haben. Offenbar verfügen Täterringe im Bereich „Kinderpornografie“, Zwangsprostitution, extremem Sadismus sowie in destruktiven Kulten über sehr gute Kenntnisse, wie man (kindliche) Persönlichkeiten unter Folter gezielt spalten und den einzelnen Anteilen Namen, Funktionen und Aufgaben zuteilen kann. Und wie man eine Persönlichkeit schachmatt setzt: Indem man „automatische“ Bestrafungsimpulse und den Zwang, sich regelmäßig bei den Tätern zu melden, unter Hypnose-ähnlichen Bedingungen so verankert, dass Ausstiegsversuche möglichst innerlich bereits torpediert werden. Was tun?
Raum 4: PD Dr. Karl Heinz Brisch
Workshop: Heilung in der Bindungsbeziehung nach sadistischer Gewalt
Dieser Workshop kann nur gemeinsam mit dem gleichnamigen Workshop aus Workshopblock II besucht werden, da beide Einheiten zusammengehören.
Die Kurzbeschreibung des Workshops folgt in Kürze.
Raum 5: Dr. Frauke Rodewald
Workshop: Diagnostik der dissoziativen Identitätsstörung
Wie zeigt sich eine dissoziative Identitätsstörung und wie kann die Diagnose gestellt werden?
Die dissoziative Identitätsstörung ist eine schwere und komplexe Traumafolgestörung. Die Kernsymptomatik des Störungsbildes ist eine tiefgehende Dissoziation des Identitätserlebens (Aufspaltung der Gesamtpersönlichkeit in dissoziierte Persönlichkeitsanteile). Diese Aufspaltung stellt einen innerpsychischen Schutzmechanismus gegen erlittene Traumatisierungen dar, durch den traumatische Erinnerungen so weit wie möglich aus dem Alltagsbewusstsein ferngehalten werden. Dieser Schutzmechanismus zieht jedoch oft viele Folgeprobleme wie z.B. Gedächtnislücken im Alltagserleben nach sich. Die meisten PatientInnen mit dissoziativer Identitätsstörung leiden darüber hinaus auch unter einer oft breiten Palette von Begleitsymptomen und Störungen wie z.B. posttraumatischen Symptomen, Depressionen, selbstverletzendem Verhalten oder somatoformen Symptomen.
In dem Workshop wird zunächst das sehr komplexe klinische Erscheinungsbild schwerer dissoziativer Störungen vorgestellt. Im Anschluss daran wird ein Überblick über bewährte Techniken zur Diagnostik komplexer dissoziativer Störungen gegeben. Hierzu wird ein dreistufiger diagnostischer Prozess mit den Stufen
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Klinisches Screening
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Testpsychologisches Screening
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Differentialdiagnostik dissoziativer Symptome und Störungen mit Hilfe diagnostischer Interviews
vorgestellt und anhand von klinischen Beispielen illustriert.
Raum 6: Manfred Paulus
Workshop: Pädokriminalität im Internet
Pädokriminalität national / international – ein aktuelles Lagebild und daraus resultierende Erfordernisse
Die deutsche und die internationale Pädoszene
Es gibt Einzeltäter und es gibt eine Szene. Es gibt kleinere und größere Tätergruppierungen, offizielle Organisationen und Tarnorganisationen, sowohl nationaler wie internationaler Art. Und sie alle haben ein Ziel: Den sexuellen Missbrauch und die sexuelle Ausbeutung von Kindern. Diese Szene agiert sehr geschickt im Dunkel hinter rechtsstaatlichen Fassaden. Sie tarnt sich gekonnt und sie sucht und findet Verbindungen hin zu Einfluss und Macht – im nationalen wie im internationalen Bereich.
Die Täter aus kriminalistischer Sicht
D e n Täter gibt es kriminalistischen Erkenntnissen zufolge nicht.Es gibt höchst unterschiedliche Tätertypen mit unterschiedlichen Motivlagen, Vorgehens- und Verhaltensweisen. Die Erkenntnisse über diese Täter (sie kommen vorwiegend aus der Psychotherapie, dem Gutachterwesen und der Kriminalistik) sind sicher nur ein Teil der Verbrechenswirklichkeit, dennoch Konstrukte aus einem kleinen Hellfeld, die nicht nur polizeiliche Ermittlungen und Präventionsarbeit erleichtern, sondern auch bei der Tätertherapie von elementarer Bedeutung sind. Wichtige, hervorstechende Eigenschaften und Persönlichkeitszüge lassen sich beschreiben, die Vielfalt dahinter muss unberücksichtigt bleiben.
Pädo-Organisationen und Tarnorganisationen
Pädosexuelle und Pädokriminelle fühlen sich nicht selten als Angehörige einer völlig zu Unrecht verfolgten Minderheit. Daraus resultiert das Bedürfnis sich mit Gleichgesinnten zu vereinen uns so entstehen (offizielle) Pädo-Organisationen und Tarnorganisationen. Ihr Service reicht von der Kindbeschaffung über die Rechtsberatung bis hin zur Haftbetreuung.
Politische Versäumnisse und Fehlbeurteilungen
Dass unsere Gesellschaft und ihre Organ erhebliche Probleme mit der Bekämpfung des Kriminalitätsfeldes „Sexueller Missbrauch von Kindern“ haben, belegt allein ein anhaltend extrem hohes Dunkelfeld, das von Experten mit etwa 1:30 beziffert wird.
Dunkelfeld und Kriminalitätsbekämpfung in Deutschland
Sexueller Missbrauch und sexuelle Ausbeutung von Kindern sind ein zutiefst gesamtgesellschaftliches Problem und sie sind ein deutsches Problem.
Ein Blick nach Frankreich, Großbritannien, Österreich oder auch Polen zeigt, dass Kinder dort erheblich besser geschützt sind und die Strafverfolgung der Täter besser funktioniert.
Eine Kultur des Wegschauens und Schweigens –auf allen Ebenen- trägt in der Bundesrepublik Deutschland sehr wesentlich dazu bei, dass zwar viel über Kinderschutz gesprochen, dass er jedoch wenig praktiziert wird und dass die Täter weitgehend risikolos agieren können.
Wenn es ein Hinweis auf den Zustand einer Gesellschaft ist, wie sie mit ihren Kindern umgeht und wie sie ihre Kinder schützt, dann ist es um die unsere nicht gut bestellt.
Das zu verändern, die dafür geeigneten Erfordernisse und Notwendigkeiten aufzuzeigen, die Situation für die (potenziellen) Opfer zu verbessern und für die Täter zu verschärfen, ist Ziel und Inhalt dieses Workshops.
Raum 7: Dr. Kristina Scheuffgen
Workshop: Therapie von sexuell übergriffigen Kindern und Jugendlichen
In unserer stationären Jugendhilfeeinrichtung behandeln wir Jungen im Alter von 8 bis 14 Jahren, die aufgrund von sexuell übergriffigem Verhalten bei uns aufgenommen wurden. In diesem Workshop möchten wir insbesondere unsere gruppentherapeutische Arbeit vorstellen. Die Basis unserer Arbeit ist ein Verständnis von Trauma, Übergriffigkeit, Störung und System. Methodisch arbeiten wir schwerpunktmäßig mit dem Psychodrama. In der Anwendung dieser Methode orientieren wir uns an der Gruppenreife und Gruppenkohäsion. So benötigen die jüngeren und entwicklungsverzögerten Kinder ein eher Kinderpsychodramatisches Vorgehen. Das heißt, dass die TherapeutInnen auf der Handlungsebene einen Prozess des Rollenspiels der Gesamtgruppe aktiv mitgestalten. Bei den etwas älteren, entwicklungsreiferen Kindern arbeiten wir schwerpunktmäßig protagonistenzentriert. Wir haben das protagonistenzentrierte Psychodrama, welches üblicherweise in der Arbeit mit Erwachsenen seine Anwendung findet, für unser Setting adaptiert. Klassischerweise arbeiten wir mit Bühne, Szene, Doppelgänger und Hilfs-Ichs, und setzen die zentralen Techniken des Doppelns, Rollentausch und Spiegelns ein. Im Gegensatz zum Erwachsenenpsychodrama spielt Fantasie, Wunscherfüllung und Bewältigung in unseren Protagonistenspielen eine größere Rolle. Bei allen Interventionen müssen wir berücksichtigen, dass wir es zum Teil mit schweren Traumatisierungen zu tun haben (z.B. sexuellen Missbrauchserfahrungen durch primäre Bezugspersonen), dass es um sexuell übergriffiges Verhalten geht (z.B. bereits entwickelte Täterstrukturen), und dass wir mit emotional vernachlässigten Kindern arbeiten (z.B. unerfüllten Bedürfnissen von Schutz und Versorgung). Zentrale Faktoren aus dem Bereich Trauma sind Stabilisierung, Sicherheit und Selbstwirksamkeit. Aus dem Bereich der sexuellen Übergriffigkeit sind es Opferempathie, Verantwortungsübernahme, Missbrauchszyklus und Rückfallrisiko. Aus dem Bereich der Kindertherapie sind es Spielfreude, Fantasie und Wunscherfüllung. In diesem Workshop würden wir gerne unsere theoretischen und konzeptionellen Grundlagen vorstellen und uns dann anhand von Fallvignetten und/oder Interventionsbeispielen konkret mit der Thematik auseinander setzen.
Kontakt
Dr. Brigitte Bosse
Lotharstraße 4
55116 Mainz
Tel.: 06131 234628
Oder nutzen Sie das Kontaktformular.
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