Grußwort von Karl Kardinal Lehmann, Bischof von Mainz
Verehrte Frau Dr. Bosse!
Verehrte Mitwirkende und Teilnehmer an der II. Interdisziplinären Trauma-Fachtagung
am 28./29. März 2014 in Mainz!
Zu den bestürzenden Ereignissen in unserer Gesellschaft gehört die wachsende Flut von kinderpornografischen Seiten im Internet. Man hat wohl zu lange die verheerenden Folgen ignoriert oder zu wenig ernst genommen. In der Zwischenzeit sind die angewendete Gewalt immer raffinierter, die Opfer immer jünger und die Last der sadistischen Gewalt in den Seelen der jungen Menschen schwerer geworden. Es zeigt sich auch, dass internationale Ringe im Hintergrund stehen, die sich gut tarnen können. Die Anwendung subtiler Gewalt und die Verbreitung entsprechender Szenen verbinden sich auch immer mehr mit einem riesigen finanziellen Geschäft, das ziemlich skrupellos ist.
Gegen diese vielfach vernetzten und geschickt getarnten Interessen versagen oft die rechtlichen Mittel des modernen Staates. Die internationalen Verflechtungen machen einen Zugriff schwierig. In den Wissenschaften sind es sehr viele Disziplinen, die auf ihre Weise einen partiellen Zugang haben. Umso notwendiger sind ein Zusammenwirken aller Kompetenzen und ein Austausch der damit gemachten Erfahrungen. Die Verwundungen in den Seelen der Betroffenen sitzen tief und kommen oft erst spät ans Licht. Immer stärker wächst die Einsicht, dass ein interdisziplinärer Austausch bis zu einem gewissen Grad diese überaus negativen Wirkungen erkennen, eindämmen und hoffentlich immer mehr verhindern kann.
Ich möchte Frau Dr. Brigitte Bosse vom Trauma-Institut Mainz herzlich danken für die wiederholte Initiative, die sie nun nach der ersten Trauma-Fachtagung ergriffen hat, um besonders den Opfern ritualisierter Gewalt und organisierter Pädokriminalität nachzugehen. Vielleicht sind unsere großen Einrichtungen vor allem auch in der Wissenschaft manchmal zu schwerfällig und wenig beweglich, um rechtzeitig, das heißt früh genug, diese Untaten aufzuspüren, um den Teufelskreis von Misshandlung und Gewalt durchbrechen zu können. Dies gilt auch für die Regelung kostenintensiver psychotherapeutischer Behandlungsmöglichkeiten von Seiten der gesetzlichen Krankenkassen, besonders in Fällen extremer Gewalt. Dies gilt auch für die Entwicklung einer Opfer- und Tätertherapie.
Wir haben fast alle zu wenig und zu spät die verheerenden Folgen solcher Gewalt im Leben von Menschen, besonders von Kindern und Jugendlichen, erkannt und streckenweise auch ignoriert. Man ist bestürzt, wenn man erkennen muss, wie verheerend diese gewalttätigen Umtriebe die Personalität und Identität der Opfer nachhaltig beeinträchtigen, wenn nicht gar zerstören können. Darum rütteln Sie mit dem Motto Ihrer Tagung viele auf, wenn Sie ausrufen: „Wir sind Viele“. Sie mahnen uns, unsere Gleichgültigkeit aufzugeben.
Darum möchte ich Ihnen allen, Frau Dr. Bosse, den Vortragenden und den interessierten Teilnehmern für diese Initiative sehr herzlich danken. Wir fördern diese Initiative gerne. Ich bin überzeugt, dass wir mit vereinten Kräften ein neues Bewusstsein für diese Aufgaben schaffen können. Dafür wünsche ich Ihnen ein gutes Gelingen und mit Gottes Segen auch die Stärkung heilender Kräfte.
In dankbarer Verbundenheit
Ihr
Karl Kardinal Lehmann
Bischof von Mainz
Kontakt
Dr. Brigitte Bosse
Lotharstraße 4
55116 Mainz
Tel.: 06131 234628
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